2011

Klavierabend mit Shin-Heae Kang

„Quasi una fantasia: Konzertbesucher, die angesichts der romantischen Gattungbezeichnung der cis-Moll Sonate op. 27/2 Beethovens ein sehnsuchtsvoll-verklärtes, mitternächtliches Stimmungsbild erwarteten, wurden eines Besseren belehrt. Statt romantischer Mondnacht zeichnete die aus Kiel stammende Pianistin Shin-Heae Kang am Sonntag in der Schulenseer Thomaskirche eine bleiche Trauerklage aus der Zeit des Heiligenstädter Testaments, expressiv-zwanghaft kreisende Triolen.

Ihre große narrative Ausdruckskraft und technische Souveränität zeigte Kang in der furiosen Rhapsodie Espagnole von Liszt und allem voran in Ravels Schauertriptychon Gaspard de la Nuit. Dort tummelten sich bizarre Nachtphantasien, Klangirrlichter und tiefromantische Fabelwesen, ließ die Pianistin das Lied der Ondine verwunschen plätschern und murmeln, malte im düsteren Gibet (Der Gehenkte) eine entrückt-makabre Szenerie und webte mit messiaenschen Klangflächen und Polyrhythmen das schillernde Perpetuum Mobile des Scarbo. Schemenhaft und damit umso subtiler skizzierte Kang den nächtlichen Quälgeist, ließ ihn technische Kapriolen schlagen und sich immer höher schrauben, um den aberwitzigen Spuk schließlich über eine elegante Arabeske ins Nichts aufzulösen.“

KIELER NACHRICHTEN


Temperamentvoller Tanz auf den Tasten

„Seit 2001 können Segeberger Musikfreunde die Laufbahn der Pianistin Shin-Heae Kang verfolgen: Damals trat die gerade 14-jährige Kielerin im Vitalia Seehotel in Bad Segeberg auf, später an mehreren anderen Orten im Kreisgebiet. Das Staunen über ihre großartigen Fähigkeiten ist geblieben, auch bei ihrem jüngsten Auftritt im Herrenhaus Borstel vor ausverkauftem Gartensaal.

Die rund 130 Zuhörer erfreuten sich an einem abwechslungsreichen Programm, das die Pianistin auf Einladung des Vereins für Kammermusik in Borstel und Sülfeld mitgebracht hatte. Dabei steigerte sich die 24-Jährige stetig. Ferruccio Busonis Bearbeitung der „Chaconne in d-moll“ von Johann Sebastian Bach war eine eindrucksvolle Demonstration ihrer instrumentalen Fähigkeiten. Ludwig van Beethovens „Mondscheinsonate“ entlockte sie romantische Aspekte, die in Maurice Ravels „Gaspard de la Nuit“ zur Vollendung kamen. Dem Stück verlieh die Pianistin eigene Akzente; so begann der erste Satz „Ondine“ wie ein zarter Wellenschlag auf dem Meer.

Dass sie ein besonders gutes Gespür für die Komposition der Romantik hat, bewies sie auch in Robert Schumanns „Fantasie C-Dur“. In dem populären Stück verband sie die bekannten Melodien mit einer starken eigenen Deutung. Von Franz Liszt spielte Shin-Heae Kang die Klavierbearbeitung von Schumanns Lied „Widmung“, das er für seine Frau Clara komponiert hatte. Das Stück erklang in Kangs Version frisch und modern wie ein Pop-Song. Bei der „Rhapsodie Espagnole“, die Liszt nach einer Reise nach Spanien und Portugal geschrieben hatte, klangen Hitze und Trubel einer Fiesta auf der iberischen Halbinsel durch.

Stehende Ovationen und Bravo-Rufe waren der Dank des Publikums, dem die Musikerin noch eine Etüde von Frédéric Chopin mit auf den Heimweg gab. Mit ihrem Konzert im Herrenhaus in Borstel zeigte Shin Heae Kang wieder einmal, dass sie trotz ihrer Jugend schon einen eigenen ausdrucksstarken und dynamischen Stil gefunden hat. Nach dem Abschluss des Studiums an der Musikhochschule Hannover spielt die Tochter koreanischer Eltern mittlerweile bei renommierten Festivals und tritt in großen internationalen Konzerthallen auf.“

SEGEBERGER ZEITUNG


Intensiv und ausdrucksstark

„Kräftige Töne in tiefen Lagen bauen langsam ein mehrfaches Forte auf, von einer Sekunde auf die andere bricht das Klangvolumen ein. Hauchzarte leise Töne bilden eine beinahe schwebende Melodie. Genau diesen Kontrast betont Pianistin Shin Heae Kang. Ihr intensiv-kraftvolles, leidenschaftlich-ausdrucksstarkes Spiel baut eine Spannung auf, die abrupt durch sanft-einfühlsames Spiel einer träumerischen Melodie endet. Mit einem romantischen Programm voll dramatisch gespannter Musik eröffnete Shin Heae Kang den »Dannenberger Frühling – Junge Künstler im alten Haus» im Ohmschen Haus der Jeetzelstadt.

In Franz Schuberts Wanderer-Fantasie in C-Dur zeigte die preisgekrönte Pianistin besonderes Gefühl für Dynamikwechsel. Sie setzte prägnante Akzente und machte die Musik dadurch lebendig. Das enorme Tempo des auswendigen Spiels der erst 23-jährigen Pianistin beeindruckte das Publikum am meisten. »Shin Heae Kang ist seit den sechs Jahren, die sie bereits das Festival eröffnet, immer besser geworden», findet die Vorsitzende des Kulturrings Dannenberg, Patricia Allgayer-Reetze. Es sei schön zu sehen, wie die Musik der jungen Künstlerin wachse.

So harmonierten in Beethovens Waldstein-Sonate selbst in den temporeichen Passagen Melodie und Begleitung perfekt in einem enormen Klangvolumen. Kangs Spiel wirkte, als erzähle sie eine Geschichte. Immer wieder geht sie zum Ausgangspunkt zurück, das Hauptthema wird aufgegriffen. Gewinnt die Geschichte zu viel an Fahrt, wird sie ausgebremst, um den Spannungsbogen neu aufzubauen. Mit geschlossenen Augen lässt Shin Heae Kang die Bewegung aus ihren Händen fließen, die jeden Griff blind kennen. Ihre zusammengezogenen Augenbrauen signalisieren Dramatik und Kraft, hochgezogene Augenbrauen hohe Töne und träumerische Melodien wie in Robert Schumanns erstem Satz der Fantasie in C-Dur. Im mäßigen, durchaus energischen zweiten Satz entlud die Pianistin ihre Energie in die Tasten des Flügels. Sehr viel leiser war der langsame und getragene dritte Satz. Wie ein Klingen tausender Glasperlen liefen Melodie und Begleitstimme die hohen Oktaven des Pianos herauf und wieder herunter. In die ruhigen träumerischen Passagen legte Shin Heae Kang ihr ganzes Gefühl und erreichte damit die Zuhörerinnen und Zuhörer. In eben diesem Stil bot sie auch die Klavierbearbeitung von Franz Liszt zu Schumanns »Widmung» dar.

In der Rhapsodie Espagnole von Liszt wurde es rhythmisch gewagter und das Tempo auf die Spitze getrieben. Elemente des Boleros und der Musik spanischer Stierkämpfe verliehen dem Stück exotischen Charakter. Die Zuhörerinnen und Zuhörer zeigten sich durch langen Applaus und begeisterte Ausrufe von der jungen Pianistin ausgesprochen angetan. So auch Konzertbesucherin Rosemarie Geuder: »Ich bin erstaunt, wie so eine junge Pianistin schon so viel von Musik versteht, was sie alles in die Musik legt, ist fantastisch».“

NIEDERSÄCHSISCHES TAGEBLATT – ELBE-JEETZEL-ZEITUNG


Großer Jubel für Shin-Heae Kang

„Mit einem überwältigenden Erfolg begann die Reihe der Bordesholmer Frühjahrskonzerte, die traditionell in der Christuskirche mit einem Solo am Flügel startete. Die noch junge, aber mittlerweile in Bordesholm durch einige Konzerte schon bestens bekannte Shin-Heae Kang lieferte in einer atemberaubenden Darbietung ihr ganz persönliches Meisterstück ab – zur Freude der 250 Zuhörer.

Eine unbestrittene Könnerin ist sie sowieso, die in Kiel geborene 23-Jährige mit koreanischen Wurzeln. Konzerte in der ganzen Welt mit internationalen Orchestern pflastern bereits die künstlerische Laufbahn der bescheiden gebliebenen Künstlerin. Es mag die intime Atmosphäre in Bordesholm sein, die die junge Künstlerin zu Höchstleistungen zu beflügeln scheint.

Als fingerfertige Pflichtübungen benutzte Shin-Heae Kang die beiden anspruchsvollen Sonaten „f-Moll Andante moderato K 466“ und „E-Dur Andante commodo K 380“ des Bach-Zeitgenossen Domenico Scarlatti, als Ouvertüre zu einer wahnsinnigen Tastenschau, die im Verlauf des langen Nachmittags ihresgleichen suchen musste. Die halbstündige „Sonate (…)“ von Franz Liszt sowie Robert Schumanns „Fantasie C-Dur op. 17“ sind Werke voller unterschiedlichster Fantasien, Lautstärken und Emotionen.

Das ist gerade richtig für eine unerschrockene Tasten-Akrobatin wie Shin-Heae Kang, die die gesamte Klaviatur von oben nach unten, von hinten nach vorne und irgendwie von Geisterhand zu bedienen scheint. Leise Zwischentöne bildeten an diesem Nachmittag des Überschwangs eher die Ausnahme, auch bei der „Rhapsodie Espagnole“ von Franz Liszt regiert majestätischer, gleichwohl sympathischer Größenwahn, den das Ausnahmetalent diesmal mit Fug und Recht für sich beanspruchen darf. Stehende Ovationen und großer Jubel beendeten nach über zwei Stunden dieses eindrucksvolle Konzert.“

HOLSTEINISCHER COURIER


Schumann nahe – Shin-Heae Kang

„Manchmal, so hat es Alfred Brendel einmal schön gesagt, kommen Pianisten ihr nahe, „aber nie ganz hin“. Die Rede ist von Robert Schumanns C-Dur-Fantasie, einem der Wunder der Klaviermusikgeschichte, voll von geschickt verschleierten historischen und autobiographischen Bezügen, formalen Innovationen und spieltechnischen Herausforderungen.

Die Kieler Künstlerin Shin-Heae Kang, die gerade ihr Studium in Hannover abgeschlossen hat, zeigte im ersten Frühjahrskonzert in der Bordesholmer Christuskirche ihre „Nähe“ zum Stück höchst eindrucksvoll. Wie da die Melodiezüge im Akkordrausch hochpoetisch atmeten und Sinnzusammenhänge deutlich wurden, zeugte von gestalterischer und manueller Souveränität. Ein „Genie des Ausdrucks“ erkannte Schumann einst im Widmungsträger Franz Liszt, als der Teile aus diesem Opus offenbar ähnlich „nah“ erfasste. Liszt antwortete seinerseits explizit mit der mindestens genauso epochemachenden h-Moll-Sonate. Und Shin-Heae Kang spielte sie im bestens besuchten Konzert wiederum ganz im Geiste Schumanns: eher lyrisch vermittelnd zwischen den Extremen.

Der Hang zu hochsensibler Harmonisierung kam Beethovens Waldstein-Sonate op. 53 zugute. Sie leuchtete so nobel kantabel und schön schattiert zwischen Vorder- und Hintergründen, dass es die reine, frühromantische Freude war. Um dieses schon an sich maximal schwergewichtige Programm herum drapiert die offenbar unermüdliche Pianistin noch einiges an „Rattenfänger-Repertoire“. So romantisiert Kang Sonaten von Domenico Scarlatti, lässt Liedbearbeitungen von Liszt singen (Schumanns Du meine Seele und als Zugabe Schuberts Gretchen am Spinnrade) und reißt die Zuhörer mit einer fulminant wuchtigen Rhapsodie Espagnole von Liszt von den Sitzen“

KIELER NACHRICHTEN